Forum für Informations- und Erfahrungs- Austausch zum Thema Reisen & Tourismus auf den Kapverdischen Inseln.
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By Speedy
#17150 Hallo,
Wir planen für September eine Trekking/Wandertour auf Santa Antao.
Wir (2 Personen) werden am 8.9.17 auf Sao Vicente landen und haben dann 12 Tage Zeit.
Und nun die zahlreichen Fragen:
1. Wie kann man den Zeitraum am Besten gestalten? Eine feste Unterkunft oder verschiedene Standorte wählen ( welche? Wie lange?
2. Kann man vor Ort einen Wanderführer problemlos finden? Wir können nur deutsch und englisch sprechen? Was kostet ein Führer am Tag?
3. Macht es Sinn, eine komplett organisierte Tour zu buchen oder kann man das vor Ort deutlich günstiger organisieren?
4. Ist September für so eine Tour überhaupt in Ordnung?
5. Nach den 12 Tagen planen wir noch 5 Strandtage auf Sal, Gibt es da etwas zu beachten und passt die Tour so insgesamt zusammen

Ich freue mich auf Eure Antworten, vielen Dank!
Liebe Grüße
Maik
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By Ariminum
#17151 Hallo Speedy,

ich versuche mal alles zu beantworten, um etwas Ordnung hinein zu bekommen. Ihr landet auf São Vicente und wollt die letzten 5 Tage auf Sal verbringen? Heißt das, dass Ihr einen "Dreiecksflug" macht, also Deutschland-São Vicente-Sal- Deutschland? Oder müsst Ihr wieder von Sal nach São Vistente zurück, um nach Deutschland zurück zu reisen?

Wenn nicht, dann habt Ihr gut Zeit für Santo Antão.
Nach der Ankunft in Mindelo ( = Stadt auf São Vicente) kommt es darauf an, wann Ihr ankommt. Ist die Ankunft erst am späteren Nachmittag, werdet Ihr eine Nacht auf São Vicente ( z.B. in Mindelo) verbringen müssen, da die letzte Fähre nach Santo Antão ( Porto Novo) um 15h abfährt ( diese auch sehr pünktlich!!).

Zitat: "Wir können nur deutsch und englisch sprechen"
Da sehe ich ein Problem, denn auf Santo Antão sprechen die wenigsten Menschen diese Sprachen. Mit Französisch kommt man am ehesten noch weiter, auch auf der Post. Portugiesisch ist dringend anzuraten, wenigstens Grundkenntnisse, damit man Dinge lesen kann. Die Insel ist touristisch nicht sehr erschlossen, und deshalb ist Englisch ( oder Deutsch) kaum bis gar nicht vertreten. Einzelpersonen mögen das sprechen, aber die muss man auch erst finden!
Also: Etwas Portugiesiesch lernen, bevor es losgeht!!!

Zum Ergründen der Insel würde ich im stärker besiedelten Nordosten anfangen, d.h. von Porto Novo aus ( hier nicht bleiben, eher langweilig und alle Wege sidn von dort aus weit) nach Ribeira Grande fahren. Dort eine Unterkunft suchen ( auch dafür braucht man Portugiesisch oder Französisch) , welche einfach aber teilweise günstig sind.

Von Deutschland Touren zu buchen halte ich für sinnlos, da man vor Ort nicht weiß, wie das Wetter im September ist und ob Straßen wegen Starkregens und Murenabgängen gesperrt sind. Das ist noch Regenzeit, und da kann es ab und zu sintflutartig regnen!!.

Also vor Ort entscheiden, was man sehen möchte. Mit Sammeltaxen = Aluguer ( sprich Alugähr) kommt man günstig von Ort zu Ort ( Taxi kostet etwa das 10-Fache des Aluguerpreises).
Ribeira Grande kann man als "Standort" wählen und von dort aus Exkursionen machen ( z.B. nach Ponta do Sol, Vila das Pombas, Paúl-Tal etc.).

Für Wanderungen wäre die Aldiea Manga im Paúl-Tal sehr zu empfehlen. Das Bungalowhotel gehört dem Forumsbetreiber, der Deutsch, Englisch usw. spricht. Auch sein Personal spricht Englisch fließend).
Von dort lassen sich Wanderungen in die Umgebung machen.

Wenn Euch das Abenteuerfieber dann noch packt, könnt ihr via Porto Novo auf die Westseite der Insel nach Tarrafal de Monte Trigo fahren ( reine Fahrzeit ca. 4 Std.+ Aufenthaltszeit in Porto Novo rechnen, Kostenpunkt mit dem Aluguer ca. 1600 ECV /Person oder ca. 15€.

Die Fahrt ist am Ende zu "extrem ambitioniert" und man sollte keine Rückenprobleme haben. Die Unterkunft dort sollte man aber von Deutschland aus buchen, da eine Rückfahrt am selben Tag kaum möglich ist, sollte alles ausgebucht sein.

(Für Santo Antão solltet Ihr auch Geld umtauschen, denn im Gegensatz zu Sal wird der Euro nur gegen größere Einbußen angenommen. Auf Sal hingegen könnt Ihr bis zu einem Eurocent mit Euros bezahlen, auch wenn sie einen ungünstigeren Umrechnungskurs praktizieren ( 1€=100 ECV (kapverdische Escudos), aber in Wirklicheit sind 1€=110 ECV).)

Sal als Endepunkt der Reise zu wählen ist sinnvoll. Dort kann man an sehr schönen Stränden bei Santa Maria den Urlaub ausklingen lassen und sich noch etwas verwöhnen, da es die erschlossendste Insel ist und es jede Menge guter Restaurants gibt. Dort wird auch Englisch ( evtl. auch Deutsch) verstanden.

Wanderführer kann man grundsätzlich schon vor Ort buchen ( mache sprechen vielleicht auch etwas Englisch), aber es ist auch Vorsicht vor schwarzen Schafen geboten. Auf der Aldeia Manga ( auch im Voraus buchen!) kann man Euch aber sicher behilflich sein.

So, jetzt hoffe ich, dass Du mit meinen Informationen etwas anfangen und sie evtl. in Deine Planungen einbringen kannst.

Viele schöne Tage auf meiner Lieblingsinsel

Ariminum
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By Speedy
#17152 Danke für die erste schnelle Antwort:-)
Mit dem Gabelflug liegst Du richtig.
Wieviele Tage würdest Du denn in RibeiroGrande und im Paul empfehlen,
Ohne das es zu langweilig (aber auch nicht zu herzig) wird?

Machen 2-3 Tage in Sao Vicente auch Sinn?

Macht man auf SA eher Tagestouren oder eine Rundreise? Wobei bei einer " Rundreise ja auch das Problem mit dem Gepäck wäre.

Und was heißt Regenzeit im September? Dauerredner oder nur mal ab und zu einen heftigen Schauer? Oder passt September gar nicht für Kap Verde?
...und dann muss ich wohl noch ein portugiesisches Wörterbuch kaufen :-)
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By Ariminum
#17156 Hallo Speedy,

nun hast Du ja "etwas Licht" in Deine Reiseabläufe gebracht. Also ein Gabelflug (habe ich auch schon gemacht!) ist sinnvoll und eröffnet einiges mehr, als ein Rückflug von der selben Insel.

In Ribeir[a] Grande würde ich ca. drei Tage bleiben, um von dort Ausflüge nach Ponta do Sol, Sinagoga und Vila das Pombas zu machen, also die Küste ergründen. Auch kann man von dort über Coculi (sehr interessante Kirche/Wahrzeichen des Tals) in die Berge auf über 1000 m fahren um Bergdörfer zu besuchen, bzw. auch nach Chã d'Igreja fahren und einen neuen Stausee bewundern. Das Ende der Straße ist Cruzinha da Garça mit beeindruckender Meeresküste und der Möglichkeit, etwas essen zu gehen.

Wer gerne wandert, kann von Ribeira Grande nach Ponta do Sol fahren und dort eine 5-stündige "Küstenwanderung" nach Cruzinha da Garça machen (es ist eine der spektakulärsten Wanderungen, die man dort machen kann; sie geht rauf und runter entlang der felsigen Küste und bietet atemberaubende Panoramen). Rückfahrt von Cruzinha da Garça organisieren, oder die Wanderung in Richtung Ponta do Sol machen!!

Die Aldeia Manga würde ich auch für mindestens 4 Tage nehmen, da von dort (und auch bis dorthin) Wanderungen in die Bergwelt möglich sind. Auch kann man zu einem erloschenen Vulkankrater (Cova-Krater) hinauffahren und dann zur Aldeia Manga hinunterwandern (spektakulärer "Zickzackweg" ins Tal von 1300m bis zum Meer, wenn man möchte) und auch auf dem Weg bei Alfed Mandl, einen dort ansässigen Österreicher einkehren und die Spezialitäten des Tals probieren.

Nun ist schon eine Woche rum. Dann könnt Ihr auf die Westseite der Insel fahren und in Tarrafal de Monte Trigo ( im Hotel Mar Tranquilidade spricht man auch Deutsch!) noch drei Tage (nicht mehr, wird sonst langweilig) verbringen und vielleicht einen Ausflug mit einem Fischerboot nach Monte Trigo, dem letzten Dorf an der Küste machen ( ca. 38€ hin und zurück; Fahrzeit einfach 45 Minuten); Wanderungen lassen sich aber auch dort machen.

Tagestouren würde ich auf Santo Antão bevorzugen, da es, wie Du schon erwähntest, mit dem Gepäck eine Schlepperei würde, die man sich ersparen kann. Also, eine feste Bleibe für einige Tage nehmen und nur das Wandergepäck mitnehmen, ist sinnvoller.

São Vicente ist in drei Tagen nicht unbedingt gesehen, aber die Stadt Mindelo dominiert die Insel und ist auch viel schöner als die Hauptstadt Praia auf Santiago. Dazu kann aber das Forumsmitglied Dju Dir vielleicht mehr sagen. Sie lebt teilweise dort und ist für São Vicente eine Expertin.

Bei einem ersten Besuch würde ich aber mit zwei Tagen auf dieser Insel "auskommen".

Zitat: ["Ohne das es zu langweilig (aber auch nicht zu herzig) wird?]
Meintes Du: "Ohne das[s] es zu langweilig (aber auch nicht zu he[t]zig) wird?"

Ich denke, diese von mir zusammengestellte Variante ist weder zu stressig noch zu langweilig, denn man kann auch mal, so man Lust hat, auch nur einen Tag in Ribeira Grande verbringen und sich das Städtchen näher anschauen. Relaxtage sind bei meiner Variante immer möglich.

Die Regenzeit kann, muss aber nicht allzu heftig ausfallen. Sollte es doch einmal sintflutartig regnen, muss man halt flexibel reagieren und z.B. anstatt einer Wanderung einen Besichtigungs- oder Ausspanntag einlegen. Vor allem ist es anzuraten, nicht mit einem Mietwagen allein durch die Gegend zu fahren. Aluguers sind billig und die Fahrer wissen, wo gerade eine Straße nicht passierbar ist.

Übrigens: Gerade bei so einem Wetter aber auch sonst unbedingt die Flüge rückbestätigen lassen ( am besten gleich nach der Ankunft bestätigen lassen ( in einem TACV-Büro)!! Die Flüge werden sonst fremdvergeben. In diesen Büros wird auch Englisch gesprochen).

So, nun noch ein portugiesisches Wörterbuch SAMT RICHTIGER AUSSPRACHE kaufen und etwas lernen. Vielleicht kennst Du ja jemanden, der Dir das vorlesen und richtig vorsprechen kann?

Viel Glück und viele schöne Tage (auch die letzten Tage auf Sal sind sehr schön und entspannend).

Ariminum

PS.: Sehr empfehlemswert ist der Reiseführer von ReisKnowHow (und nur dieser!) von Pitt Reitmeier und Lucete Fortes. Darin findet Ihr alles Wissenswerte und wertvolle Tipps.