Benutzeravatar
By Zebrinus
#17402 Der Alluguer
Wie gut, das der Frühstücksraum von der Straße einsehbar war. Für die Fahrt von P. do Sol nach Tarrafal via Porto Novo war der Alluger für sieben Uhr geordert. Wir waren auch rechtzeitig mit dem Frühstüch fertig, die Hotelrechnung bezahlt und freuten uns der weiteren Dinge die vor uns lagen. Gegen 7:10 Uhr kurvte der Fahrr dann das erste Mal vor dem Musica do Mar herum, hob seine rechte Hand mit gespreizten Fingern hoch und gab uns so zu verstehen, dass er wohl in fünf Minuten losfahren wolle und verschwand. Gegen 7:30 Uhr tauchte er wieder auf, was meine jahrhundertealte preußische Pünklichkeit schon auf eine leichte Probe stellte. Ich weiß auch, dass auf den Kap Verden die Uhren nicht nur langsamer gehen, es hat auch kaum einer so eine. Jedenfalls kam der Alluger, ein bekannter Toyota Microbus, mit ca. 15 Sitzmöglichkeiten auf sehr engen Raum. Beinfreiheit ähnlich wie bei Ryan Air. Unser Gepäck wurde auf dem Dach verstaut, meine zaghaften Einwände wurden vom Fahren ignoriert, mit den bekannten Gründen, dass mache man immer so, da könne ja jeder kommen und es sei noch nie etwas passiert. Auch wenn der Fahrer das absolute Gegenstück eines deutschen uniformierten Busfahrers war, so hatte ich doch einen gewissen Respekt und fügte mich seinen Anordnungen und half ihm, die Taschen auf das Dach zu heben. Dazu muss ich gestehen alle meine wichtigen Unterlagen, Reisepässe, Geld, Tickets usw. in der Tasche, welche nun oben auf dem Dach des Fahrzeuges lagen, verstaut zu haben. Die Fahrt ging los, wurde aber nach einigen Metern sofort wieder unterbrochen, wohl um weitere Fahrgäste aufzunehmen. Vor einem mehrstöckigen Haus hielten wir, es stand aber noch niemand vor der Tür und wartete auf den Alluger. Nach ca. zehn Minuten und wüster Huperei machte sich der Fahrer auf in eine der oben gelegenen Wohnungen und klingelte an. Anschließend brachte er das Gepäck einer mittelgroßen Reisegruppe einzeln die Treppe runter und verstaute es unter Aufbietung seiner Kräfte wiederum auf dem Dachgepäckträger seines Fahrzeuges. Meine Befürchtungen, der Platz im Fahrzeug könne nicht ausreichen, da ich von der Anzahl der Gepäckstücke auf die mögliche Anzahl der Fahrgäste rückgeschlossen habe, erwiesen sich als nicht ganz richtig. Zwei Kap Verdianische Frauen traten heraus, von der die erste vom Typ englisches Collegegirl, high end geschminkt, mit hochgesteckten Haaren, die mich an eine Palme erinnerten, sowie Ohrhörern im Ohr und Tablet in der Hand, die zweite in etwa ein gut 1,85m großer Hybrid vom Typ ehemaliger Sumoringer mit mittlerweile leicht vernachlässigter. Figur, ebenfalls stark geschminkt, die Haare diesmal durch Verlängerung in Form von Draedlocks hüftlang und dazu die manikürten Nägel leuchtend weis lackiert. Begleitet wurden die beiden Grazien von einem quengelnden kleinen Jungen. Nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit ging es endlich weiter. Wiederum nur einige Meter, um einen weiteren Fahrgast aufzunehmen, wohl ein Geschäftsmann aus der Gegend. Sein Gepäck könnte er nach kurzer heftiger und sehr lautstarker Auseinandersetzung mit dem Fahrer mit ins Fahrzeuginnere nehmen. Der nächste Fahrgast war eine ältere Bäuerin mir entsprechendem Aussehen, welche sich neben das Collegegirl setzte, was diese mir sehr großen Missfallensäußerungen kommentierte. Endlich ging es los. Die Straßen auf den Kap Verden möchte ich mal als bekannt voraussetzen, Kopfsteinpflaster mit großen Fugen. Die Autorreifen sind eher sehr hart, so dass, um die schon sehr hohen Innengeräusche zu übertönen, der Fahrer seine Lieblingsmusik, bei den nur hinten im Fahrzeug funktionierenden Lautsprechern, bei maximaler Lautstärke hören musste. Wir hatten dann noch das große Glück, den einzigen Alluger auf der ganzen Insel zu erwischen, bei dem die Klimaanlage noch nicht seinen Geist aufgegeben hatte und soweit die Luft runterkühlte, dass an den Luftschlitzen an der Frontscheibe die Eisblumen langsam hochwuchsen. Mein, "Für alle Fälle Flecepullover" lag oben auf dem Dach. Unser Fahrer, der wie alle anderen Allugafahrer unter dem Zwang stehen alles auf der Straße überholen zu müssen, es aber auf den Tod nich ausstehen können überholt zu werden sorgte einerseits für häufige Adrenalinausstösse, andererseits erreichten wir pünktlich sowie ohne Verluste unser Ziel in Porto Novo und machten uns auf die Suche nach dem nächsten Alluger nach Tarrafal.
Diesmal möchten wir gerne hinten auf einer Pritsche mitfahren.
UM
By Dju Dju
#17403 ....hahahahaha...vom Regen in die Traufe....

die Geschichte ist in der Tat nach vollziehbar. Es gibt die Alternative Taxi :-)...
Nach Taraffal immer in der Kabine! Der Fahrstaub legt sich in jede Hautfalte und die Augen sind oft in Mitleidenschaft gezogen. Es lohn, seine neue Reisetasche im Reissack zu transportieren oder den Regenschutz über zu ziehen.

LG Dju