Bevölkerung

Herkunft der Bevölkerung, Struktur der Familie, Stellung der Frau und Zahlen

Rund 450.000 Einwohner bevölkern die Kapverden heute. Davon leben 236.000 auf der Hauptinsel Santiago. Dass das Kapverdische Volk aus vielen unterschiedlichen Ethnien zusammengewürfelt wurde, ergibt sich aus der Geschichte des Landes. Zwar hatte die Kolonialregierung in der Vergangenheit immer wieder versucht, der Herausbildung eines Mischvolks entgegenzuwirken. Es gab aber immer einflussreiche Großgrundbesitzer, Staatsorgane und sogar hochrangige katholische Geistliche, die mit Sklavinnen zusammenlebten und sich so tunlichst widersetzten und für die Entstehung einer kreolischen Kultur sorgten. Auch die Jesuiten setzten sich über die Jahre vehement für den Gleichheitsgedanken ein, indem sie etwa Schulen für Frei und Sklaven, Weiße und Dunkelhäutige gleichermaßen betrieben. Ihnen ist es auch zu verdanken, dass die Sklaven an den Messen teilnehmen durften.
Die aus Jahrhunderten der Völkerwanderung entstandene genetische Mixtur schlägt sich bis heute deutlich auch im Aussehen einzelner Personen nieder: Auf den Straßen begegnet man nicht selten dunkelhäutigen Menschen mit blonden Haaren und blauen Augen oder umgekehrt hellhäutigen Kindern mit tiefschwarzem Haar. Rassistische Diskriminierung ist dem Kapverdischen Volk fremd.

Mikrokosmos Familie

Kapverdische Kinder

Auf den Kapverden besteht die Besonderheit, dass das Modell der Lebensabschnittsgemeinschaft seit mehreren Jahrhunderten gelebt wird. Frauen und Männer hatten von jeher Kinder aus mehreren Beziehungen. Ansonsten haben sich besondere Formen des Zusammenlebens von Mann und Frau auf den Inseln herausgebildet: die häufigste Form ist das Zusammenleben ohne Trauschein unter einem Dachin der so genannten união de facto, die per Gesetz nach drei Jahren des Zusammenlebens der Ehe gleichgestellt ist. Viele Frauen hegen eine Beziehung mit dem pai de visita, zu deutsch: besuchender Vater.Bei dieser Beziehungsform leben die teilweise noch sehr jungen Frauen oder Mütter noch bei den Eltern oder alleine und ihr Partner besucht sie regelmäßig und bleibt auch über Nacht. Diese Besuchsbeziehung ist sehr anerkannt. Eine spezielle Form der Besuchsbeziehung ist die „Tio-Beziehung“, bei der der Mann regelmäßig viele Jahre älter ist, als seine Partnerin. Auch, wenn man die Ansicht teilen sollte, die Nähe zur Prostitution sei offensichtlich, so ist dies doch eine durchaus übliche und auch sozial respektierte Lebensform. Es kommt auch vor, dass ein Mann in einer união de facto lebt und gleichzeitig andernorts pai de visita ist. Dennoch gibt es keine klassisch-polygamen Beziehungsformen unter einem Dach. Im übrigen wird auf den Kapverden eher spät geheiratet und man wohnt vergleichsweise lange im Elternhaus, was sicherlich auch in den wirtschaftlichen schweren Bedingungen seine Ursache hat.

Stellung der Frau

Kapverdische Frau bei der Arbeit

In armen wie in reichen Familien sind sowohl Männer, als auch Frauen es gewohnt, einer regelmäßigen Arbeit nach zu gehen. Auch ist die Gleichstellung von Mann und Frau in der Verfassung verankert.

Und hier noch ein paar Zahlen:

  • 44% der Bevölkerung der Kapverden sind unter 15 Jahre alt. Das Durchschnittsalter lag im Jahr 2000 nur bei 17,7 Jahren. Das rührt daher, dass während der letzten Hungersnot sehr viele Kinder und Ältere verstarben, bzw. die Generation der 1940er sich entschloss, auszuwandern.
  • Ein Haushalt auf den Kapverden hat durchschnittlich 4 Kinder, wobei in reichen Familien zwei und in ärmeren Familien mehrere Kinder die Norm sind. Nicht selten wechseln Kinder ihren Wohnort innerhalb der Großfamilien. Zum einen zeigt dies dass immer wieder wirtschaftliche Schwierigkeiten auftreten, zum anderen, dass ein dichtes sozial-familiäres Gefüge besteht.
  • 54% der Erwachsenen sind ledig, 24% leben in einer união de facto, 16% sind verheiratet und 3% sind geschieden.
  • Die Lebenserwartung für Männer liegt derzeit bei 65,8 und für Frauen bei 71,6 Jahren.
  • 54% der Kapverdianer leben heute in Städten.
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