Religion
Die Kapverdianer sind ein sehr spirituelles Volk. Etwa 80% der Bevölkerung ist katholisch, 10% sind Protestanten, der Rest gehört kleineren Glaubensgemeinschaften an.
Der auf den Inseln praktizierte Katholizismus ist jedoch etwas besonderes: es gibt viele afrikanische Bräuche, die sich bis heute in katholischen Zeremonien wiederfinden. Ein sehr ergreifendes afrikanisches Ritual findet sich beispielsweise bei der Beerdigung von Säuglingen: sie werden nicht von den Eltern, sondern von einer Gruppe von Kindern zur letzten Ruhe begleitet. Denn nach afrikanischem Glauben hat ein böser Geist das Kind genommen und es soll verhindert werden, dass der Geist, wenn er die Familie sieht, erneut Unheil über sie bringt. Aber auch die kleineren Glaubensgemeinschaften sind nicht völlig von den beiden Hauptreligionen abzutrennen.
Die Kapverdianer besuchen eben Sonntags die Kirche und an anderen Tagen sind sie offen für brasilianische, afrikanische oder sonstige Riten. Bei Messen der Brasilianischen Bewegung „Racionalismo Cristão“ zum Beispiel bringen Menschen ihre Leiden und Ängste im Tempel vor, und in der Gemeinschaft wird das Böse ausgetrieben. Solche Zeremonien werden durchaus auch von überzeugten Katholiken besucht, die Menschen auf den Kapverden sind eben sehr offen und scheinen ihren Wurzeln, ihrer Seele zu folgen.
Zu nennen wäre hier noch die Gruppierung der Nazarener, einer vor allem für junge Leute sehr attraktiven Religionsform mit weltoffenen Inhalten. In den Messen wird hier fröhlich gesungen.
Dennoch hat der katholische Glaube eine dominierende Rolle auf den Inseln. Die Kolonialmacht Portugal war vorwiegend katholisch geprägt und in den Jahren ihrer Herrschaft auf den Kapverden alles andere als laizistisch. Schon Mitte des 15. Jahrhunderts begannen Missionierungen erst durch die Franziskaner, später durch Jesuiten- und Kapuzinermönche. Von Beginn an wurden Sklaven bei ihrer Ankunft getauft, um deren Wertsteigerung zu erzielen. Das römisch-katholische Monopol der Kirche auf den Kapverden wurde erst 1910 abgeschafft, sodass erst ab diesem Zeitpunkt der Weg für andere Glaubensrichtungen offen stand. 1990 besuchte Papst Johannes Paul II. zur 500. Jahrestag des Katholizismus auf Cabo Verde die Inseln, auch, wenn sein Verhältnis zu den kapverdischen Katholiken nicht immer einfach war. Schließlich sind sie dafür bekannt, die heilige Messe im wahrsten Sinne des Wortes zu „feiern“, und sind auch ansonsten ein sehr lebensfrohes Volk, sodass die katholische Kirche schon einige Male Anstoß nahm am kreolischen Verständnis von Treue.