Das Forum für Auswanderer / Residenten auf den Kapverden: Erfahrungs-, Informations- und Meinungstausch sowie Diskussionen. Auch für diejenigen die noch nicht auf den Inseln leben.
By wolf
#6325 Was seit den von der Nato als sehr erfolgreich gefeierten Manövern in Kapverden gerüchteweise in der Politik herumgeisterte, konkretisiert sich im nächsten Monat: An einer Sondersession des Parlaments wird auf Antrag der oppositionellen rechten MPD über die Änderung der Verfassung abgestimmt, die die Einrichtung von ständigen Militärbasen der Nato auf dem Archipel ermöglichen soll.

Die strategisch ausgezeichnete Lage des Archipels, die Ölvorkommen westafrikanischen Küste von Mauretanien bis St. Tomé und die Nähe zu ständigen Krisenherden treiben diese Ansinnen voran. Es gäbe der Nato auch die Möglichkeit, Lager einzurichten. Während Jahrzehnten soll die Nato durch die Änderung der Verfassung Gebiete des Archipels pachten können, die damit nicht mehr der Staats- und Rechtsordnung Kapverdens unterstehen. Die Inselrepublik soll für diesen politischen Handel Ausgleichszahlungen erhalten.

Im Fokus der Nato stehen einerseits der Flughafen von Sal, der dank den ehemaligen Diktatoren Salazar und Mussolini und später durch die südafrikanische Apartheitsregierung einen top-Standart in Afrika hat. Andererseits ist Sao Vicente im Visier, das soeben einen internationalen Flughafen erhalten hat. Die Nato geht aber noch einen Schritt weiter und will sich eine ganze Insel sichern: Im Blickfeld steht hier die geschützte Insel Santa Lucia vor Sao Vicente, die neben Gebäuden auch einen internationalen Flughafen und ein leicht überwachbares Lager beherbergen könnte.

Die Regierungspartei PAICV wie Staaten Afrikas oder Lateinamerikas weisen dieses Begehren entschieden zurück: In Kapverden existiere eine Kultur von Frieden und Stabilität, zu der diese Kooperation nicht passen würde: Die kapverdische Regierung setzte sich nach Konflikten in Guinea-Bissau und St. Tomé proaktiv für friedensfördernde Massnahmen ein, für Angola werden in Praia Polizisten ausgebildet.

Nach Diskursen wegen bewaffneter Nato-Soldaten in öffentlichen Lokalen und Plätzen, Prostituierten-Schwemme oder dem massiven Delphin- und Walsterben nach U-Boot-Einsätzen werden die Meinungen vor allem unter den Gesichtspunkten der Parteien gemacht. Nato-Emissionen sind freilich auch dem Tourismus nicht dienlich - und dem Image auch nicht.

Ende nächsten Monats wissen wir mehr. Aber die Diskussion um ein heisses emotionales Thema ist eröffnet.
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By pol
#6336 Hallo Wolf,

Das klingt ja grauenhaft. Woher hast Du diese Informationen? Dem MpD ist so etwas jederzeit zuzutrauen, und dem PAICV leider das Einknicken...

Viele Grüße
Rüdiger
By wolf
#6337 Hallo Rüdiger,

zuerst kursierten diese Informationen unter der Hand:
- Die Leute der Nato-Basis in Ramstein waren ganz begeistert, nachdem sie an den Manövern in Kapverden teilgenommen hatten und von einer ständigen Basis schwärmten, nachdem sie bereits alle Daten zusammengetragen hatten.
- Nun machen wenigstens die Anträge der MPD zur Sonder-Session des Parlaments die Anliegen publik. Zu denken gibt dabei, dass in der Öffentlichkeit nur die Zeitung "A Semana" darüber berichtet hat, TV, Radio und die anderen zwei Zeitungen (darunter der MPD) schweigen.

Im Parlament hat die PAICV eine Mehrheit, in den Gemeinden die MPD und 2011 stehen wieder nationale Wahlen an. Soviel zu diesem Umfeld im Parteiengeplänkel.