- Do Aug 19, 2010 1:22 am
#8305
Hallo zusammen
Hier mal wieder ein Beitrag von mir, nachdem ich infolge des "neuen Tourismus" längere Zeit nicht mehr auf Sal war. Es tat mir weh, zuzusehen wie gute Restaurants der Einheimischen in Pizzerias umgewandelt wurden. Ich hielt es nicht mehr aus, wie die aufrechten Kapverdianer gedemütigt wurden.
Im Innern wollte ich natürlich gerne ein weiteres (6.) Mal nach Sal, da dies meine Lieblingsinsel ist.
Dann fand ich in diesem Sommer einen günstigen Flug (von der Schweiz aus nicht ganz einfach) und weg war ich.
Ach tat das gut bei der Ankunft den Geruch der Insel aufzunehmen und einzutauchen ins Leben in Santa Maria. Alles in allem war ich froh, dass nicht alle Befürchtungen eingetroffen sind ......
Hier meine Eindrücke:
- Wie gesagt traditionsreiche und gute Restaurants sind weg. Geblieben sind notdürftige Verpflegungsmöglichkeiten.
- Von den noch verbliebenen Restaurants ist das Crioula das einzige autentische, das ich gefunden habe. Dort gibt es ihn noch den frischen Garoupa.
- Bei anderen habe ich in einem Restaurant - direkt am Strand, kaum Gäste - einen verdorbenen!! Fisch erhalten, ein Kunststück auf Sal. Ich habe den ersten Bissen ausspucken müssen. Und den zweiten dem Kellner zu versuchen gegeben. Er hat sein Gesicht verzogen,hat sowas vermutlich noch nie erlebt. Ich muss fairerweise sagen, dass ich ihn nicht bezahlen musste.
- Bei einer anderen beliebten Adresse, wo ich früher den besten und frischesten Fisch gegessen habe (ich möchte die noch verbliebenen Restaurants nicht noch diskreditieren, indem ich sie beim Namen nenne) habe ich zwei kleine Fischlein bekommen, die mehr Gräten als Fleisch hatten. Auf meine Frage, ob denn all' der gute Fisch jetzt in die All inclusive Hotels abwandere, erntete ich ein verzweifeltes Lächeln und einen wütenden Blick und mir wurde klar, dass ich solche Fragen nicht stellen sollte.
Abgesehen davon hatte ich wie immer 2 sehr schöne Wochen: Sonne, den geliebten Atlantik, den schönen Strand und die liebenswerten Menschen, von denen einige schon zu den guten Bekannten gehören. Ich fühlte mich wie zu Hause.
Aber: Die Menschen sind noch ärmer geworden und die helfenden Individualtouristen noch spärlicher. Es geht schon längst nicht mehr um Buntstifte. Die Leute haben Hunger. Und wenn ich in diesem Forum lese, man solle den Leuten kein Geld geben, dann streuben sich mir die Haare
Wenn jemand einen viel zu wenig verdienenden Familienvater als Ausrede nimmt, dass er einem hungrigen Jungen nicht 5, sondern nur 2 Euros gibt, dann möchte ich dazu nur sagen: Gebt dem Familienvater [b]und[/b] dem Jungen, denn wenn der Junge ohne Essen schlafen geht, bekommt der Familienvater nicht mehr Lohn, oder? Also müsste bei den Löhnen zuerst etwas getan und in der zwischenzeit den Andern geholfen werden. Ich habe auch mal einem fliegenden Souvenirverkäufer etwas abgekauft, weil das weniger demütigend ist als zu betteln. Klar stinkt es mir gewaltig, dort einspringen zu müssen, wo die neuen Herren Armut schaffen. Aber schaut den Menschen in die Augen und fragt: Hast Du Hunger - nicht mitleidig - sondern von Mensch zu Mensch. Meine Menschenkenntnis hat mich nie getäuscht, ich habe immer eine ehrliche Antwort erhalten. Und dann: Was sind für uns, die wir uns diese Reise leisten können, ein paar Mal 5 oder 10 Euro im Vergleich zu den Menschen auf den Kapverden in der heutigen Situation?
Ein fliegender Souvenirverkäufer muss für die Fäden, mit denen er die Armbändchen herstellt, 10 Euro bezahlen! Und dann muss er sie noch machen - hat immer noch nichts zu essen - und verkaufen. Wenn er bis am Abend nichts verkauft hat, hat er wieder nichts zu essen. Dies nur ein Beispiel. Ich bin dann mit ihm zum Take-away, einen Hamburger und eine Cola kaufen. Das kostete 6 Euro. Die Leute, die angesichts dieser Situation noch knausern (oder noch schlimmer, sich in überheblicher Manier für pädagogisch überlegen halten) nennt man in Deutschland glaub' ich Korintenkacker. Sehen diese Leute denn nicht, was für grundgütige und ehrliche Menschen ihnen gegenüber stehen, die unglaublich gedemütigt werden, indem ihnen diese Not bewusst zugefügt wird? Also Leute, traut Eurer Menschenkenntnis und helft.
Und Gäste in den Allinclusive-Tempeln: Kommt raus, da draussen sind Menschen. Kriminell werden sie nur aus Not, wenn ihnen nichts anderes bleibt. Es heisst: Wenn man eine Katze in die Ecke treibt, springt sie. Was geschieht mit Menschen, denen man in ihrer Not sogar noch die einfachste Behausung nimmt? Die Miete im neu entstandenen Haus können sie bestimmt nicht bezahlen.
Etwas beruhigt hat micht die Tatsache, dass viele Einheimische bei den neuen Herren eine Anstellung gefunden haben, jetzt müssten nur noch die Löhne an die Lebenshaltungskosten angeglichen werden, dann würde niemand hungern. Ich gehe schon bald wieder und freue mich darauf, eine Verbesserung der jetzigen Lebenssituation zu sehen.
Hier mal wieder ein Beitrag von mir, nachdem ich infolge des "neuen Tourismus" längere Zeit nicht mehr auf Sal war. Es tat mir weh, zuzusehen wie gute Restaurants der Einheimischen in Pizzerias umgewandelt wurden. Ich hielt es nicht mehr aus, wie die aufrechten Kapverdianer gedemütigt wurden.
Im Innern wollte ich natürlich gerne ein weiteres (6.) Mal nach Sal, da dies meine Lieblingsinsel ist.
Dann fand ich in diesem Sommer einen günstigen Flug (von der Schweiz aus nicht ganz einfach) und weg war ich.
Ach tat das gut bei der Ankunft den Geruch der Insel aufzunehmen und einzutauchen ins Leben in Santa Maria. Alles in allem war ich froh, dass nicht alle Befürchtungen eingetroffen sind ......
Hier meine Eindrücke:
- Wie gesagt traditionsreiche und gute Restaurants sind weg. Geblieben sind notdürftige Verpflegungsmöglichkeiten.
- Von den noch verbliebenen Restaurants ist das Crioula das einzige autentische, das ich gefunden habe. Dort gibt es ihn noch den frischen Garoupa.
- Bei anderen habe ich in einem Restaurant - direkt am Strand, kaum Gäste - einen verdorbenen!! Fisch erhalten, ein Kunststück auf Sal. Ich habe den ersten Bissen ausspucken müssen. Und den zweiten dem Kellner zu versuchen gegeben. Er hat sein Gesicht verzogen,hat sowas vermutlich noch nie erlebt. Ich muss fairerweise sagen, dass ich ihn nicht bezahlen musste.
- Bei einer anderen beliebten Adresse, wo ich früher den besten und frischesten Fisch gegessen habe (ich möchte die noch verbliebenen Restaurants nicht noch diskreditieren, indem ich sie beim Namen nenne) habe ich zwei kleine Fischlein bekommen, die mehr Gräten als Fleisch hatten. Auf meine Frage, ob denn all' der gute Fisch jetzt in die All inclusive Hotels abwandere, erntete ich ein verzweifeltes Lächeln und einen wütenden Blick und mir wurde klar, dass ich solche Fragen nicht stellen sollte.
Abgesehen davon hatte ich wie immer 2 sehr schöne Wochen: Sonne, den geliebten Atlantik, den schönen Strand und die liebenswerten Menschen, von denen einige schon zu den guten Bekannten gehören. Ich fühlte mich wie zu Hause.
Aber: Die Menschen sind noch ärmer geworden und die helfenden Individualtouristen noch spärlicher. Es geht schon längst nicht mehr um Buntstifte. Die Leute haben Hunger. Und wenn ich in diesem Forum lese, man solle den Leuten kein Geld geben, dann streuben sich mir die Haare
Wenn jemand einen viel zu wenig verdienenden Familienvater als Ausrede nimmt, dass er einem hungrigen Jungen nicht 5, sondern nur 2 Euros gibt, dann möchte ich dazu nur sagen: Gebt dem Familienvater [b]und[/b] dem Jungen, denn wenn der Junge ohne Essen schlafen geht, bekommt der Familienvater nicht mehr Lohn, oder? Also müsste bei den Löhnen zuerst etwas getan und in der zwischenzeit den Andern geholfen werden. Ich habe auch mal einem fliegenden Souvenirverkäufer etwas abgekauft, weil das weniger demütigend ist als zu betteln. Klar stinkt es mir gewaltig, dort einspringen zu müssen, wo die neuen Herren Armut schaffen. Aber schaut den Menschen in die Augen und fragt: Hast Du Hunger - nicht mitleidig - sondern von Mensch zu Mensch. Meine Menschenkenntnis hat mich nie getäuscht, ich habe immer eine ehrliche Antwort erhalten. Und dann: Was sind für uns, die wir uns diese Reise leisten können, ein paar Mal 5 oder 10 Euro im Vergleich zu den Menschen auf den Kapverden in der heutigen Situation?
Ein fliegender Souvenirverkäufer muss für die Fäden, mit denen er die Armbändchen herstellt, 10 Euro bezahlen! Und dann muss er sie noch machen - hat immer noch nichts zu essen - und verkaufen. Wenn er bis am Abend nichts verkauft hat, hat er wieder nichts zu essen. Dies nur ein Beispiel. Ich bin dann mit ihm zum Take-away, einen Hamburger und eine Cola kaufen. Das kostete 6 Euro. Die Leute, die angesichts dieser Situation noch knausern (oder noch schlimmer, sich in überheblicher Manier für pädagogisch überlegen halten) nennt man in Deutschland glaub' ich Korintenkacker. Sehen diese Leute denn nicht, was für grundgütige und ehrliche Menschen ihnen gegenüber stehen, die unglaublich gedemütigt werden, indem ihnen diese Not bewusst zugefügt wird? Also Leute, traut Eurer Menschenkenntnis und helft.
Und Gäste in den Allinclusive-Tempeln: Kommt raus, da draussen sind Menschen. Kriminell werden sie nur aus Not, wenn ihnen nichts anderes bleibt. Es heisst: Wenn man eine Katze in die Ecke treibt, springt sie. Was geschieht mit Menschen, denen man in ihrer Not sogar noch die einfachste Behausung nimmt? Die Miete im neu entstandenen Haus können sie bestimmt nicht bezahlen.
Etwas beruhigt hat micht die Tatsache, dass viele Einheimische bei den neuen Herren eine Anstellung gefunden haben, jetzt müssten nur noch die Löhne an die Lebenshaltungskosten angeglichen werden, dann würde niemand hungern. Ich gehe schon bald wieder und freue mich darauf, eine Verbesserung der jetzigen Lebenssituation zu sehen.